Abdul Kader Chahin, warum bist du so wütend?
Shownotes
Kann man über Männlichkeit sprechen, ohne über Klasse zu reden? Comedian und Autor Abdul Kader Chahin ist in einer Asylunterkunft aufgewachsen, geprägt von Armut, Gewalt und Staatenlosigkeit. Im Gespräch mit Sebastian erklärt er, warum die Klassenfrage beim Thema Männlichkeit zentral ist, wie ihn die undankbare Rolle als Palästinenser in Talkshows belastet und warum er die deutsche Integrationsdebatte für eine absolute Frechheit hält. Außerdem macht er deutlich, wie die progressive Bubble dazu neigt, junge Männer zu vergessen und warum echte Veränderung nicht durch performative Appelle, sondern durch ehrliche Auseinandersetzung beginnt.
Die Bonusfolge zu diesem Gespräch gibt es exklusiv am Sonntag nur bei Podimo.
Zumindest in dieser Form war dies aber der letzte Gast bei “Männer weinen heimlich”. Um nicht zu verpassen, ob und wie es in Zukunft weitergeht, folgt dem Podcast bei Instagram: @maennerweinenheimlich_podcast
Social Media: Abdul Kader Chahin: @abdulchahin
Sebastian Tigges: @tigges
“Männer weinen heimlich" ist eine Produktion von Sebastian Tigges im Auftrag von Podimo. Host: Sebastian Tigges Redaktion: Freerk Sitter Schnitt: Clara Adami Ton: Felix Andorf Video: Tim Kraehnke Musik: Ben Bernschneider Cover-Design Podimo: Tim Schöll Marketing Podimo: Majbritt Doege Executive Producer Podimo: Madeleine Petry
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Transkript anzeigen
00:00:00: In der Landschaft, wo alle jetzt auf Feminist machen und bei sich was alles, weißte, ignoriert man solche Sachen, die man eigentlich in sich hat?
00:00:07: So?
00:00:08: Obwohl, das ehrlichere Empfinden wäre doch, dass man sich da eingesteht.
00:00:12: Ey, ich nehme sie gerade nicht ernst, weil sie eine Frau ist vielleicht.
00:00:16: Aber ich muss mir das ja eingestehen, damit ich was daran ändern kann.
00:00:19: Und ein Macker nehme ich ernst einfach nur, weil der Macker ist, obwohl der vielleicht die größte Scheiße erzählt.
00:00:25: Hallo zusammen, mein Name ist Sebastian Tegges und ihr hört oder schaut Männerwein heimlich.
00:00:29: Als ich diesen Podcast gestartet habe, wollte ich verstehen, was dieses Mann sein heute eigentlich bedeutet.
00:00:34: Ich wollte mit anderen Männern darüber sprechen, wie sie aufgewachsen sind, was und wer sie geprägt hat und warum sie oft so geworden sind, wie wir heute sind.
00:00:41: Gerade im Umgang mit unseren Gefühlen.
00:00:44: Eine Sache, die in diesen Gesprächen deutlich wurde, ist, dass wir über Männlichkeit nicht sprechen können, als wäre das eine Zuschreibung, die im Luftlehrenraum schwebt.
00:00:51: Die Kategorie ist untrembar verbunden mit anderen Dingen, mit deiner sozialen Schicht, damit, ob deine Eltern Geld hatten oder nicht.
00:00:57: und auch damit, wie du aussiehst, oder besser gesagt, wie andere dich sehen und welche Schubladen sie dich deswegen stecken.
00:01:03: Ich bin mir sicher, dass mein heutiger Gast in seiner Jugend mit anderen Erwartungen und Vorteilen an seinem Mann sein konfrontiert war und heute noch ist, allein weil seine Familie aus Palästina kommt.
00:01:12: Er ist Gewinner des Deutschen Poetry Slam Awards, twenty-fünftzwanzig, regelmäßig auf Bühnen und im deutschen Fernsehen zu sehen und nutzt Humor, um auf Missverständnis in unserer Gesellschaft hinzuweisen und Klischees von Tal zu konfrontieren.
00:01:24: Ich freue mich sehr, dass er hier ist.
00:01:25: Herzlich willkommen bei Männerweinen Heimlich, Abdul Qadashain.
00:01:28: Dankeschön.
00:01:30: Vielen Dank du, dass ihr Zeit genommen hast, dass du den Weg auf dich genommen hast.
00:01:33: Du, wir sind ein bisschen unterschiedlicher aufgewachsen.
00:01:36: Ich in Düsseldorf, in so einem Forthäuschen mit Garten.
00:01:40: Er privilegiert und du bist aufgewachsen in Duisburg-Marxglow, teilweise in einem Asylantenheim.
00:01:46: Duisburg
00:01:47: und
00:01:48: Duisburg-Düsseldorf sind ja geografisch sehr nah, aber so nah beieinander sind wir jetzt nicht aufgewachsen.
00:01:56: Willst du ein bisschen was davon erzählen, wie du aufgewachsen bist?
00:01:59: Ja, also Düsseldorf ist eine Feinstadt.
00:02:02: Feind, ne?
00:02:03: Feind, nicht Feinstadt.
00:02:04: Das ist was anderes.
00:02:05: Das ist nicht
00:02:05: so feind.
00:02:05: Das ist nicht so feind.
00:02:06: Das ist nicht so feind.
00:02:07: Das ist nicht so feind.
00:02:08: Das ist nicht so feind.
00:02:08: Das ist nicht so feind.
00:02:09: Das ist nicht so feind.
00:02:09: Das ist nicht so feind.
00:02:10: Das ist nicht so feind.
00:02:10: Das ist nicht so feind.
00:02:11: Das ist nicht so feind.
00:02:12: Das ist nicht so feind.
00:02:13: Das ist nicht so feind.
00:02:13: Das ist nicht so feind.
00:02:15: Das ist nicht so feind.
00:02:16: Das ist nicht so feind.
00:02:17: Das ist nicht so feind.
00:02:18: Das ist nicht so feind.
00:02:19: Das ist nicht so feind.
00:02:20: Das ist nicht so feind.
00:02:21: Das ist nicht so feind.
00:02:21: Das ist nicht so feind.
00:02:22: Das ist nicht so feind.
00:02:23: Das ist nicht so feind.
00:02:24: Das ist nicht so feind.
00:02:25: Das ist nicht so feind.
00:02:26: Das ist nicht so feind.
00:02:27: Das ist nicht so.
00:02:28: und dass das halt ein Riesenthema ist und das macht natürlich auch viel mit dir.
00:02:32: Wann hast du das gecheckt?
00:02:34: Ganz früh schon.
00:02:35: Ich habe das erste Mal, dass ich gecheckt habe, wie es anders war als ich in den Kindergarten, also ich versucht habe in den Kindergarten irgendwie zum Kindergarten zu gehen.
00:02:47: Das ging zwei Tage gut und dann hatte ich keinen Bock mehr.
00:02:50: Ja, wie einfach so da drei.
00:02:52: Boah,
00:02:52: keine Ahnung.
00:02:53: Ja, irgendwie sowas.
00:02:54: Und dann war ich in der Grundschule damals, also wurde eingeschult zu dem Zeitpunkt und da habe ich gemerkt, boah, warte mal, die wohnen gerade nicht alle so wie wir, weil wir hatten ja einen Zimmer im Asylheim, fünfköpfige Familie.
00:03:08: Und ich dachte natürlich als Kind eine lange Zeit alle leben so.
00:03:12: Und dann bekommst du halt natürlich mit, wenn er dich unterhältst mit anderen MitschülerInnen, dass die ganz anders aufwachsen.
00:03:19: Und das siehst du den ja auch an.
00:03:21: Damals war so Skraudrucksack voll das Thema.
00:03:23: Ja,
00:03:23: ich weiß.
00:03:24: So, wie bist du?
00:03:25: Ich bin jetzt dreiunddreißig geworden.
00:03:28: Jetzt kann ich mir auch einen Scout-Rucksack leisten.
00:03:30: Ich würde aber kein mehr, weil die Dinger scheiße aussehen.
00:03:34: Zu dem Zeitpunkt wollte ich das, was ich nicht bekommen.
00:03:37: Da habe ich dann gecheckt, Eideger, wir sind anders als die anderen.
00:03:40: Aber trotzdem habe ich Glück gehabt.
00:03:42: Ich war auf einer katholischen Grundschule und da waren nur deutsche Kinder.
00:03:46: Deswegen habe ich dann sehr schnell Deutsch gelernt.
00:03:48: Da kommt mir ja vorher niemand beibringen.
00:03:50: Meine Eltern haben versucht, aber die konnten selber kein Deutsch.
00:03:52: Er ist schon alles ein bisschen anders gelaufen bei uns.
00:03:57: Du bist also als kleiner Junge in Nikita, dann bist du zwei Tage da gewesen und dann?
00:04:01: Habe ich zu Hause geblieben, bis ich eingeschult wurde, ne?
00:04:03: Kein Bock mehr.
00:04:04: Ne.
00:04:05: Ich hab mich halt, das war halt, du musst dir vorstellen, wir waren ständig isoliert zu dem Zeitpunkt.
00:04:10: Also, meine Eltern waren ja auf Asyl-Safari, würde ich sagen, so in Deutschland.
00:04:15: Es ging ja die ganze Zeit zwischen Chemnitz und Nordrhein-Westfalen hin und her.
00:04:20: Deswegen guck mal, ich bin der älteste, ich bin in Siegburg geboren.
00:04:22: So, warum in Siegburg, in Nordrhein-Westfalen, weil da die Schwester von meiner Marmen.
00:04:27: gelebt hat.
00:04:28: So, mein mittlerer Bruder, der Sandwich Kind, ist in Chemnitz geboren und der Jüngste ist in Duisburg geboren.
00:04:34: So, weißt du, ich meine, das ist halt, die ganze Zeit waren wir irgendwie on the run gefühlt und irgendwann durften wir in Duisburg bleiben und sind dann in Duisburg geblieben, so.
00:04:46: Und wie war das für deine Eltern, dass du nicht mehr eine Kita wolltest?
00:04:48: Haben die das verstanden?
00:04:49: Also,
00:04:49: Kindergarten, Kita ist, glaube ich, noch was anderes, glaube ich, ne?
00:04:52: Die Kindergarten war das zu dem Zeitpunkt, ja, für die war das Latte.
00:04:56: So und gesagt ja besser bleibt er hier so bevor er die anderen Kinder schlägt.
00:05:00: So mein Bruder kam da klar.
00:05:02: so Ja ja ja bei mir war halt die Sprachbarriere glaube ich so entnüchternd.
00:05:06: mich hat keiner verstanden.
00:05:07: ich konnte ja nur arabisch.
00:05:08: Ja so und in der Grundschule erste Klasse bin ich sitzen geblieben.
00:05:11: warum?
00:05:11: weil ich nur arabisch konnte.
00:05:12: ich habe mit meiner Klasse Lehrerin arabisch geredet.
00:05:14: ich habe der auf arabisch gesagt ich will ein Stroh haben haben die arme frauen mich nicht verstanden ich dir aber auch nicht.
00:05:19: So und dann mit mein Bruder zusammen der wird dann ein Jahr später eingeschult kam in die Parallelklasse Und da hat das dann angefangen, dass das irgendwie mit der Sprache immer besser funktioniert hat.
00:05:30: Durch deinem Bruder?
00:05:31: Mhm.
00:05:32: Weil ich in der Pause jemanden hatte.
00:05:34: So, und der war halt, muss ich zugeben an der Stelle, der hat die Sprache besser gelernt und schneller gelernt.
00:05:41: Der ist auch schlauer, würde ich sagen, mein mittlerer Bruder.
00:05:43: Muss ich schon zugeben.
00:05:44: So, und mithilfe meines Bruders konnte ich dann die Sprache auch besser lernen.
00:05:48: Das habe ich alleine nicht hinbekommen.
00:05:51: Was, so ein wütendes Kind?
00:05:53: Ja.
00:05:54: Machst du nicht wütend gemacht?
00:05:55: Alles.
00:05:56: Ich bin so generell jemand, der riegt sich, glaub ich, gerne auf.
00:05:59: Ja.
00:06:00: Das ist so meine Art, einfach.
00:06:01: Ich bin einfach wütend.
00:06:03: So, ich hab irgendwann, weiß ich nicht so, ich versuch, das ist auch komplett komisch bei mir, weil ich hab schon viel Hoffnung im Meer als Mensch.
00:06:12: So, das ist ja auch ein Antrieb von mir, aber ich hab gleichzeitig auch voll viel Wut, was auch mein Antrieb ist.
00:06:19: So,
00:06:20: was macht dich wütend?
00:06:21: Da, da macht's einen Fass auf, ey.
00:06:23: Da viel.
00:06:24: Wir haben
00:06:24: ein bisschen
00:06:25: Zeit.
00:06:27: Die Gesellschaft, die Politik, ich befasse mich sehr viel mit Politik, weil ich mir die Welt von klein auf erklären wollte.
00:06:34: Wir haben das Thema jetzt gerade aufgerissen.
00:06:36: Ich wollte wissen, warum leben wir so und andere anders?
00:06:39: Warum ist das so?
00:06:40: Was können wir auch dafür und was nicht?
00:06:43: Und ich habe immer in der politischen Landschaft, ich war immer interessiert.
00:06:48: Und jetzt habe ich irgendwie mein Hafen gefunden irgendwo.
00:06:52: Wurde ich jetzt sagen also ich fühle mich jetzt gesettelt in meiner politischen Haltung und das was ich von der von der die wie ich so Politik sehe ich bin jetzt auch ein bisschen älter geworden und ja ich glaube halt das ist so das sind so Sachen die kann ich nicht weg ignorieren.
00:07:08: was würde ich meinen ich kriege das einfach nicht hin.
00:07:11: also es wird mir auch mal gut und irgendwie ein bisschen das Leben zu genießen.
00:07:13: dann muss ich wirklich lernen auch mal ein bisschen irgendwie was für mich zu machen oder sonst was.
00:07:19: das fällt mir gerade sehr schwer.
00:07:20: aber allgemein Ja, kann ich halt so Sachen, wie die soziale Ungerechtigkeit oder das Thema Gleichberechtigung und bla bla, diese ganzen... Ich kann das nicht weg ignorieren, weißt
00:07:33: du?
00:07:33: Das wurde auch ein Antrieb für dich und dann Arbeit.
00:07:35: Ja, hundert Prozent.
00:07:37: Ja, weil das ist so den Wake-Up-Call, habe ich das Gefühl.
00:07:41: Ich mein, auf mich sind auch immer viele Leute wütend.
00:07:44: Warum?
00:07:45: Weil ich nicht perfekt bin, man.
00:07:46: Ich bin halt jemand, der auch mal irgendwie über die Strenge schlägt.
00:07:51: So, ich würde schon sagen, ich habe das Herz am richtigen Fleck so, aber und das wissen die Leute höchstwahrscheinlich auch von mir, aber das heißt ja nicht, dass ich Verhaltensweisen an den Dach liege, die immer Bombe sind, ne.
00:08:00: Aber das gehört auch dazu, damit komme ich klar irgendwie.
00:08:03: Weißt du, aber ist ein Antrieb.
00:08:05: Du hast gerade gesagt, was wir dafür können und was nicht.
00:08:08: Das war interessant.
00:08:09: Was könnt ihr denn dafür?
00:08:11: Das ist, glaube ich, eher ein Punkt, für den wir nichts konnten.
00:08:14: Also mein Vater hat die Entscheidung getroffen zu seiner Schwester nach Deutschland.
00:08:19: So.
00:08:20: Eigentlich nichts.
00:08:21: Was im Leben er noch?
00:08:21: Willst du es richtig?
00:08:22: Genau.
00:08:23: Bei meinem Vater muss man noch mal dazu sagen, dass er mit Anfang zwanzig schon politisch verfolgt war und deswegen erst mal auf eigene Faust ausgewandert ist, zu dem Zeitpunkt zu seinem Cousin am Madrid, also in Spanien.
00:08:36: Und ich glaube, nach ein paar Jahren, wo er dann wieder zurück konnte, ist er zurückgegangen.
00:08:41: Und dann wieder, die haben ja ständig Bürgerkriege gehabt zu der Zeit.
00:08:46: haben die dann die Entscheidung anerhattet.
00:08:49: Mama und Papa haben geheiratet zu einem Zeitpunkt und dann haben die gesagt, wohin soll die Reise gehen?
00:08:53: Das geht hier nicht mehr weiter.
00:08:55: Und da kam dann meine Tante ins Spiel, die in Deutschland gelebt hat.
00:08:57: Und dann haben die dann gesagt, okay, dann noch Deutschland.
00:09:01: Und das war vielleicht ein Fehler von meinem Vater?
00:09:03: Nein.
00:09:04: Weil ich glaube, Deutschland, neunziger Jahre mit einem palästinensischen Background ist, glaube ich, der, ja, ist vielleicht nicht die beste Entscheidung gewesen.
00:09:14: Ja, Thema Kettenduldung.
00:09:15: Du bist die ganze Zeit gefangen in diesem Asylstatus.
00:09:20: Was ist Kettenduldung?
00:09:21: Kettenduldung, musst du dir vorstellen, du wirst geduldet, bis du ein Verfahren hast, wo anerkannt wird, ob du den Asylstatus bekommst oder nicht und dann kannst du dich niederlassen.
00:09:31: Oder wirst halt abgeschoben.
00:09:33: Normalerweise ist das so eine Entscheidung, Tag oder Tag.
00:09:37: Und eine Kettenduldung ist, dass die Geduldung und dieser geduldete Status ...continuierlich feilingert wird.
00:09:43: Und das haben meine Eltern bis heute noch.
00:09:45: Alle drei Jahre.
00:09:47: Gehen die hin?
00:09:48: Jo.
00:09:49: Wie ist es?
00:09:50: Ja, nee, noch mal drei Jahre.
00:09:52: Wie lange sind deine Eltern schon hier?
00:09:53: Ja, über drei
00:09:55: Jahre.
00:09:55: Ja, ich bin hier geboren, also ich glaub, vierunddreißig Jahre.
00:09:58: Ich bin dreiunddreißig, die sind vierunddreißig Jahre hier.
00:10:00: Und die werden noch geduldet.
00:10:03: Ja, es ist halt ein befristeter Aufenthaltszitel.
00:10:05: Das ist nicht mal unbefristet oder so.
00:10:07: Und
00:10:07: was können die Männer, wenn sich das ändern?
00:10:08: Ja, jetzt passt auf, jetzt wird es richtig lustig.
00:10:10: Ähm, theoretisch, sorry, könnten die arbeiten.
00:10:17: Und wenn die arbeiten, kriegen die immer mehr Rechte.
00:10:21: Deutschland.
00:10:22: So.
00:10:23: Und das Ding ist jetzt aber, halte ich fest, die haben aber diese Arbeitserlaubnis seit knapp zehn Jahren.
00:10:31: Mein Vater, das ist jetzt ein bisschen persönlicher, ist schwer krank geworden vor über zehn Jahren.
00:10:36: Das heißt zu dem Zeitpunkt, wo er noch keine Arbeitserlaubnis hatte.
00:10:40: Und jetzt ist er nicht mehr arbeitsfähig.
00:10:43: So, meine Mutter auch, die hat die ganze Zeit Kehrarbeit betrieben zu Hause.
00:10:47: Der geht's auch körperlich nicht so gut und die ist auch noch ein bisschen älter als mein Vater.
00:10:51: Die ist auch nicht mehr in der Lage zu arbeiten.
00:10:54: So.
00:10:55: Das Einzige, was ich vielleicht für meine Eltern machen könnte, so wäre, dass bei mir so geil läuft, ich irgendeine fette Firma hab und meine Eltern mich in der beratenden Funktion entlohne.
00:11:08: Das wäre Arbeit dann, in diesem Fall, die die jetzt auch umsonst machen, weil die Meinung meiner Eltern interessiert mich schon, weißte, theoretisch.
00:11:15: Also die kommen nicht drum herum, die müssen irgendwie arbeiten, sonst bleiben die für immer da drin.
00:11:19: Es ist nur ein banales dummes Beispiel jetzt gewesen mit Firmen und so ein Kack.
00:11:22: Aber ja, das ist halt ein Teufelskreis, Mann.
00:11:25: Aber wenn die seit über dreiß Jahren hier sind und die haben seit zehn Jahren eine Arbeitserlaubnis, dann haben die zwanzig Jahre hier verbracht ohne Arbeitserlaubnis.
00:11:30: Richtig.
00:11:30: Und das ist auch noch ein gutes Szenario.
00:11:32: Ich kenne Familien, die haben über dreißig Jahre keine Arbeitserlaubnis bekommen.
00:11:36: So, das ist genauso wie zehn Jahre Asylheim.
00:11:39: Das klingt viel, aber zu der Zeit, also aus der Ecke, wo meine Eltern herkommen, gibt es auch Menschen, die über zwanzig Jahre im Asylheim gelebt haben.
00:11:48: So, ja, das war Standard, neunziger, achtziger Jahre.
00:11:52: Aber wir wollen uns ja jetzt über Subkulturen in Neukölln und in Duisburg-Nord wollen wir uns ja eschofieren und fragen uns, wie, wie kommt das da zu kommen?
00:12:00: Ja.
00:12:01: Ja, ja.
00:12:02: Und du wohnerst dich nicht?
00:12:03: Natürlich nicht.
00:12:04: Mit was für ein Männlichkeitsbild bist du aufgewachsen?
00:12:07: Ja, du
00:12:09: sagst so was, viel wütend.
00:12:11: Ich war sehr wütend.
00:12:12: Es war alles auch sehr gewalttätig.
00:12:15: Der Asylheim ist ja nicht Friede, Freude, Eier, Kuchen.
00:12:18: Im Nachhinein habe ich dann verstanden, warum Sachen im Asylheim passiert sind.
00:12:21: Wir haben ständig Auseinandersetzung gehabt im Asylheim.
00:12:25: Das bekommst du mit.
00:12:27: Wir haben GSG-neuen Einsatz auch gehabt und so.
00:12:30: Also hier diese Taskforce, die dann kommt und was weiß ich, was fanden, war lustig.
00:12:33: als Kinder, haben wir Wasserpistolen rausgeholt und dachten ja jetzt, wirklich, das war super lustig für uns, aber im Nachhinein habe ich gecheckt, die Serben und Albana haben sich die ganze Zeit auf die Fresse gehauen gegenseitig, weil das war so diese Asylwelle, wo wir mit geschwommen sind zu dem Zeitpunkt, beziehungsweise meiner Eltern und da brauchst du ein dickes Fell halt.
00:12:53: Und das war halt meine Eltern, das haben wir auch schon von klein auf gemerkt, haben immer sehr, sehr viel Angst gehabt, wenn es um uns geht.
00:13:00: So, weil nicht diese Erfahrung auch in Chemnitz, mein Vater wurde also mehrfach haben, haben irgendwelche Fahrschuss versucht, mein Vater vor dem Zug zu schubsen und so ein Scheiß.
00:13:08: Und die Geschichten kennen wir halt.
00:13:10: Und demnach haben meine Eltern voll Angst um uns.
00:13:13: Und da habe ich vor allem als ältester Bruder auch immer ... Also ich bin damit aufgewachsen, ich muss meine Brüder beschützen, ich muss meine Familie beschützen und wenn du dann in so gewalttätigen Kontexten aufwächst, dann musst du ein dickes Fälle haben.
00:13:28: Du bist ja auch nicht der stärkste Macker, aber dann musst du gucken, wie du dir weiterhelfen kannst.
00:13:32: So, und so bin ich halt aufgewachsen.
00:13:35: Also Männlichkeitsbild, vor allen Dingen geprägt von stark sein.
00:13:39: Ja, ja.
00:13:41: Gefühle zeigen war wahrscheinlich nicht so angesagt, außer Wut.
00:13:44: Genau.
00:13:45: Das war aber, also es hat mich trotzdem beschäftigt.
00:13:48: Es war jetzt nicht so, dass ich ein Kind war, was alles hingenommen hat.
00:13:51: Ich habe die Sachen so lange hingenommen, wie es nötig war und habe aber auch gleichzeitig Prozesse in mir drin gehabt, die Sachen hinterfragt und reflektiert haben.
00:14:01: So Jugendzentrum spielt da eine große Rolle und einer meiner besten Freunde, heutigen besten Freunde, waren Betreuer im Jugendzentrum der Budakilmas, der ein Anker für mich war, um über solche Sachen zu sprechen.
00:14:14: So, ich bin zu denen immer hingegangen und hab denen erzählt, wen ich geschlagen hab.
00:14:18: Und das hab ich getan, weil ich immer Schuldgefühle hatte.
00:14:22: Das hat mich immer leidgetan, ob ich im Recht oder Unrecht war.
00:14:25: Das hat mich immer leidgetan irgendwie, wenn ich so jemanden blaues Auge geballert hab oder naseblutig geboxt hab.
00:14:33: So, das hat mich leidgetan, weil ich irgendwo in mir schon gewusst hab, ey, Abdul, du jetzt vielleicht auch anders regeln können.
00:14:42: Das war vielleicht unnötig oder sonst was.
00:14:44: Weißt du das?
00:14:45: Ja, keine Ahnung.
00:14:47: Aber wir wurden, also würde ich sagen, so wenn du so die ganze Zeit in Angst lebst und aufwächst, dass du abgeschoben wirst oder sonst egal was und ein gewalttätiges Umfeld, so ein Asylheim ist kein Jugendzentrum oder weiß ich nicht, in Ort wo Friede, Freude, Eier kuchen, das ganze im Gegensatz, das macht schon viel mit dir, man.
00:15:07: So.
00:15:08: Vor dem Hintergrund, was denkst du dann, wenn in der deutschen Politik oder in der Öffentlichkeit über Integration debattiert wird?
00:15:14: Heute, heutzutage.
00:15:16: Das ist eine bodenlose Frechheit.
00:15:17: Das Ding ist halt, ich kann es mir halt sehr akkurat anhand meiner Biografie erklären, was für Probleme in der Migrationspolitik vor über dreißig Jahren beispielsweise gemacht wurden.
00:15:30: Ich kann es mir erklären, ich weiß, was die Probleme sind.
00:15:33: Die Lösung, da hätte ich nur Ideen, aber das ist auch nicht mein Job, Alter.
00:15:36: Ich bin Stand-up-Comedian und kein Politiker.
00:15:39: Aber ich finde halt, die politische Landschaft sehr krass versagt der Zeit, wenn es darum geht, ordentliche Lösungen zu finden.
00:15:46: Wir verfallen alle im Populismus und springen irgendwelchen rechtsradikalen im Parlament.
00:15:54: Weißte, reden wir die ganze Zeit nach und springen über jede Stöckchen.
00:15:58: So, und wir sehen ja, wie erfolgreich das ist, überhaupt gar nicht, nämlich.
00:16:02: Und das ist unsere Politantwort darauf auf Migration.
00:16:09: Das geht mir nur noch auf den Sack.
00:16:10: Und die verstehen halt auch nicht.
00:16:11: Die denken auch immer alle, das wäre so.
00:16:14: Ah, High Sensitivity und Aware.
00:16:18: So weißt du, wie ich meine und ich denke mir so Boah, nein, Alter.
00:16:20: So weißt du, ich bin in diesen Kontexten aufgewachsen.
00:16:25: Ich weiß, warum.
00:16:27: Leute sich radikalisieren auch.
00:16:29: Ich habe diverse Angebote gehabt, ich weiß nicht, was für Strömungen mitzuschwimmen, theoretisch.
00:16:34: Und warum Leute auf Gewalt setzen, weil du in Gewalt aufwächst, man.
00:16:37: So, weißt du, wie ich mein?
00:16:39: Und da kannst du nicht einfach die Sachen abtun mit Herkunft.
00:16:42: Ich bin nicht gewalttätig und wütend, weil ich Palästinenser bin.
00:16:46: Ich bin wütend, weil ich als Palästinenser Sachen in der Gesellschaft und auch von der Politiklandschaft abbekomme, die bekommen andere nicht ab.
00:16:56: So und das die meine reaktion darauf ist ständige wut ist auch sensitiv sein und empfänglich für die scheiße weil sie mich betrifft.
00:17:07: und irgendwann ja versucht man dann halt auch irgendwie zu gucken dass man stärker nur noch nach außen.
00:17:12: also das war so bei mir immer so das ding ich wollte immer alles damit abwehren Mit vermeidlicher Stärke dann auch und Riegeros und was weiß ich fast, ne?
00:17:21: Hast
00:17:21: du das abgelegt mittlerweile?
00:17:23: Nee, das kannst du nicht ablegen, wenn du damit aufgewachsen bist.
00:17:26: Das ist auch so ein Ding.
00:17:27: Ich hätte dir vor ein paar Jahren die Frage beantwortet, damit, ja, ich glaub schon, ne, ne, ne, ne.
00:17:31: Nein.
00:17:32: So tief im Innern, tief im Innern.
00:17:35: Wenn ich jetzt in irgendeine Auseinandersetzung kommen würde, wo ich wirklich mit den Rücken an der Wand wäre, würde ich mir denken, okay, es gibt immer noch... eine sehr stabile linke bombe die ich hier habe so und da werde ich dir jetzt keine geschichten aus dem paulana garten erzählen oder sonst.
00:17:52: was da dich dann nicht auch bereit wäre weiß ich mein also man hat das in sich man muss sich aber und da kommen wir jetzt zu meiner meine antwort man muss sich immer gegen so strukturen entscheiden.
00:18:04: das passiert auch tagtäglich.
00:18:06: so tagtäglich passiert das Wo ich mich auch selber dabei erwischt, wenn ich zum Teil damit Frauen zu tun habe und ich in mir merke, ich nehme sie vielleicht gar nicht ernst.
00:18:18: So.
00:18:18: Ich muss mir das ja in erster Linie eingestehen, damit ich was an dem Verhalten von mir ändern kann.
00:18:23: So.
00:18:23: Und das ist auch so in der Landschaft, wo alle jetzt auch Feminist machen und weiß sich was alles, weißte.
00:18:29: Ignoriert man solche Sachen, die man eigentlich in sich hat?
00:18:32: So.
00:18:33: Ich merke das vor allem, wenn man in einer reinen Jungtruppe dann unterwegs ist, weißte.
00:18:38: Obwohl, das ehrlichere empfinden wir doch, dass man sich da eingesteht.
00:18:42: Ey, ich nehme sie gerade nicht ernst, weil sie eine Frau ist vielleicht.
00:18:46: Aber ich muss mir das ja eingestehen, damit ich was daran ändern kann.
00:18:50: Und ein Macker nehme ich ernst einfach nur, weil der Macker ist, obwohl der vielleicht die größte Scheiße erzählt.
00:18:55: Weißt du, wie ich mein?
00:18:56: Da sind so auch noch mal ein Beispiel aus der ganz anderen Richtung, wo ich mich auch immer klar gegen entscheiden muss.
00:19:03: Oder für etwas entscheiden muss dann.
00:19:05: Aber mit so einem Bewusstsein, weißt
00:19:08: du?
00:19:08: Was meinst du, woher kommen diese Stimmen, wenn du sagst, dass du erstmal merkst, dass du eine Frau vielleicht auf Anhieb nicht ernst nimmst?
00:19:16: Ist das Sozialisierung?
00:19:17: Ist das das Männlichkeitsbild, mit dem du aufgewachsen bist?
00:19:21: Ja, aber es ist all ein bisschen was, ne?
00:19:22: Ich mein, da weißt du ja klar, ich komme jetzt aus so ehrenkulturellen Kreisen.
00:19:28: Da hast du auch ein Patriarchat, was auch zum Teil in vielerlei Hinsicht sehr hervorragt.
00:19:34: Wenn es darum geht, das sieht man dann auch.
00:19:37: Aber sind wir mal ganz ehrlich, wir lieben hier in Deutschland auch ein Patriarchat.
00:19:44: Du kriegst von jeder Seite ein bisschen was, was dich in deinem Mann sein dann bestätigt, der Makka zu sein oder sonst was.
00:19:51: Und mit Hilfe von guten Freunden, guten Umfeld, was ich hatte, konnte ich viele Sachen dann dementsprechend reflektieren.
00:19:57: Ich bin nicht perfekt.
00:19:58: Das hört sich jetzt wieder so voll Dings an, weißt du?
00:20:00: Aber das ist halt, dass man sich dann wenigstens ständig reflektieren kann und daran arbeiten kann.
00:20:05: Nimmst
00:20:06: du die Debatte, die dann hier in der Gesellschaft geführt wird über, weiß ich nicht, Männlichkeitsbilder, feministische Debatten und so?
00:20:12: Nimmst du es manchmal als Heuchelei von vielleicht eher privilegierten Gruppierungen wahr, die nicht so richtig checken, wo das Problem eigentlich liegt?
00:20:23: Ey, guck mal, das ist ja zu heikel, Esfak.
00:20:26: Aber ja.
00:20:28: Teils.
00:20:29: So, ich muss das jetzt gut erklären.
00:20:31: Natürlich höre ich mich viele Debatten an und denke mir bei vier Leuten, digga, euch geht's so gut.
00:20:38: Das ist meine Perspektive, die wir gerade aufgerissen haben.
00:20:42: Asylheim, Armut, Esfak.
00:20:45: Natürlich sitze ich dann da mit meiner Biografie im Gehirn und denke mir, euch geht's echt gut.
00:20:52: Das ändert nichts an... der moralischen Diskussion, die man führt, wie eine perfekte Welt aussehen kann, aber mich trickert das natürlich, weil ich bin auch nur ein Mensch, der auch Neid empfindet und Wut empfindet.
00:21:04: So, weißt du, was ich mein?
00:21:05: So, ich gönne anderen Menschen ein wohlbehütetes Aufwachsen, aber ich wünsche, dass marginalisieren Menschen auch.
00:21:12: Und das sorgt trotzdem immer für Neid, ist leider normal.
00:21:16: Und ich glaube schon, dass den Leuten geht es echt gut.
00:21:19: Und ich finde aber da, wo es weh tut, führen wir dann keine unangenehmen Debatten.
00:21:23: Weil ich sage zum Beispiel, es gibt ja nicht den Feminismus heutzutage, es gibt ja diverse feministische Strömungen und alles Mögliche und es ist ja alles schön und gut.
00:21:32: Ich finde auch gut, dass es in der Gesellschaft Platz findet.
00:21:35: Was aber auf der Strecke bleibt, ist jungen Empowerment und jungen Arbeit.
00:21:39: Wir verlieren viele junge Menschen und junge Männer auch, vor allem auch marginalisierte Männer, dazu gehören auch Deutsche, die beispielsweise mega armen sind, man.
00:21:47: Die vergessen wir komplett.
00:21:49: Die wachsen auf und hören sich dann zwanzig, dreißig Jahre später an.
00:21:53: Du bist ein weißer privilegierter Heterozisman.
00:21:56: Und ich denke mir, wenn der Bruder von uns nicht zu Essen bekommen hätte damals, wäre der im Arsch.
00:22:00: So, und da ist halt dieses Feingefühl, was fehlt.
00:22:03: Weißt du, was ich mein?
00:22:04: Und bleiben wir bei Empowerment von jungen Männern, das machen jetzt irgendwelche Instagram-Coaches und Männlichkeits-Coaches und Dating-Coaches, die übernehmen gerade alleine, also diesen alleine auf diesem Feld gerade unterwegs, Männlichkeits-Empowerment zu machen, in meinen Augen koppletten die falsche Richtung und wir so im progressiven Spektrum Vollkommen zu Recht, man konzentriert sich auf Feminismus, Frauen, Frauen, Rechte, alles Schöne und Gut, aber was ist mit den Jungs?
00:22:31: Was ist mit den Männern, die gerade aufwachsen?
00:22:33: Die, bam, sofort, weißte so, mega, rigoros, dann irgendwie und komplett, komplett ohne Fehler, Kultur oder sonst was.
00:22:44: Und ich meine jetzt nicht Härtefälle, aber so, ne?
00:22:48: Die lässt man links liegen und das ist aber mein Ansatz immer gewesen.
00:22:51: Ich habe ja auch Bildungsarbeit betrieben lange, bevor jetzt hier Stand-up so ein bisschen abgegangen ist.
00:22:58: Und das war mein Fokus, Jungarbeit.
00:23:00: Weil ich gewusst habe, in so einem Patriarchat brauchst du stabile Männer auch, die die Probleme der Gesellschaft auch verstehen und daran was ändern möchten.
00:23:09: Intrinsisch.
00:23:10: Nicht extrinsisch.
00:23:11: Da hast du wieder performative Feministen-Duz.
00:23:15: die dann ihre Scheiße bauen, hinterrückst so.
00:23:19: Und das ist ein Produkt davon, dass die extrinsisch motiviert dann an die Sache rangehen.
00:23:25: Ich wollte immer, dass junge Männer das Problem verstehen, genauso wie ich das Problem verstanden habe, um mich dann aber auch selber outcalling muss, wenn ich merke, ich nehme eine Frau gerade nicht ernst, weil sie eine Frau ist.
00:23:36: So.
00:23:38: Das wird jetzt irgend so ein Mackeralter hier aus Friedrichshain in Berlin, Alter, der sich die Fingernägel lackiert.
00:23:43: Der wird jetzt nicht sagen, ah ja, nee, ich muss mir jetzt eingestehen, dass ich die Frau nicht einnehme, weil er ein Sechzig ist.
00:23:48: Weißt du, wie ich meine?
00:23:49: Und das ist so mein Einsatz, dass es auch wehtun muss.
00:23:53: So, bei mir immer so Sachen müssen wehtun, weil ich Schmerz kenne.
00:23:58: Aber nee, das ist halt, ich will immer den unangenehmen Weg gehen.
00:24:01: Immer das, weißt du, unangenehme Ansprechen dann auch, weil das immer untergeht.
00:24:06: Wir sprechen in diesem Podcast über Mann sein und so.
00:24:09: Und glaubst du, dass wir in der Diskussion häufig die Kategorie Klasse dabei vergessen?
00:24:17: Natürlich.
00:24:18: Das ist eigentlich ein Kernthema.
00:24:20: Es wird ja so getan, als wäre beispielsweise Klasse und sozialer Status, als wäre das eine weitere Diskriminierung.
00:24:28: Das ist die nicht.
00:24:29: Weil das ist ja genau das Problem.
00:24:32: Sie ist keine weitere Diskriminierung.
00:24:34: Sie öffnet komplett ein neues Tor.
00:24:37: um Diskriminierung zu verstehen.
00:24:38: Weil das ist ja das Beispiel, was ich gerade eben meinte.
00:24:41: Ich habe einen guten Freund, sagen wir mal, der heißt Tobias.
00:24:44: Ein weißer, blonder, blauäugiger Motherfucker, der zwei Meter lang ist.
00:24:49: So.
00:24:49: Und ne, ich will jetzt keinen Name-Jogging betreiben.
00:24:51: Ich habe so ein Bruder aus Duisburg.
00:24:53: Der ist über zwei Meter lang.
00:24:55: Maximal privilegiert.
00:24:57: Der hat alleine gelebt mit seinem Großvater im Hochhaus.
00:25:00: Zwölfte, dreizehnte Etage.
00:25:02: Der war jeden Tag bei uns.
00:25:04: Wir sind mit dem aufgewachsen.
00:25:06: So.
00:25:07: Wo findet der sich im jetzigen Diskurs wieder?
00:25:10: Der wird behandelt wie ein Banker, der Multimillion hat.
00:25:14: Hat der nicht, man?
00:25:15: Der hat eine Lehre gemacht und ackert hart für seine Euros.
00:25:19: Und das sind so Sachen.
00:25:20: Es ist keine weitere Diskriminierung.
00:25:23: Es ist wichtig, mehrfach Maginalisierung ansprechen zu können, aber es ist ein komplettes Verständnis von Gesellschaft, was überall im liegt.
00:25:31: Du kannst schwarz sein im Rollstuhl und eine Frau sein, die lesbisch ist und arm.
00:25:36: Weißt du, wie ich meine?
00:25:37: Aber dieses Armutsding, das ist viel größer.
00:25:40: Es ist keine weitere Diskriminierung.
00:25:44: Es ist die gesamte Gesellschaft.
00:25:45: Das sind unsere Spielregeln auch im Kapitalismus in Deutschland.
00:25:49: Das sind unsere Spielregeln.
00:25:52: Und mein erster Ansatz ist, dass dafür ein Verständnis geschaffen wird, weil dahinter ordnet sich alles ein.
00:25:59: ohne irgendwas jetzt irgendwie zugunsten oder ungunsten zu priorisieren.
00:26:04: Aber das Verständnis ist das Allerwichtigste und das haben viele nicht.
00:26:08: Das haben viele nicht.
00:26:09: Du bist die ganze Zeit darauf fokussiert.
00:26:10: Wer ist jetzt diskriminierter?
00:26:12: Ist das gefühlt wie eine Challenge geworden?
00:26:14: Weißt du, ich mein?
00:26:15: Und ich finde, da spielt genau den Indikaten, die davon profitieren, dass mein Homie kein Banker ist, sondern maler Lakira beispielsweise.
00:26:25: und richtig hassen muss, um seine Euros zusammen zu kratzen.
00:26:28: Weißt du, ich mein?
00:26:29: Und genauso meine schwarze Schwester, die im Rollstuhl ist und lesbisch ist.
00:26:33: Also ne?
00:26:34: Sisterhood.
00:26:35: Eine Freundin.
00:26:36: Weißt du?
00:26:37: Und vollkommen gefickt ist in dieser Gesellschaft.
00:26:40: Weißt du, ich mein?
00:26:41: So.
00:26:43: Das ist ein Grundverständnis, was ich immer aufhören möchte.
00:26:48: Wenn man es einmal verstanden hat, dann kann man da auch nicht mehr zurück.
00:26:52: So, weil jetzt viel geredet jetzt auch, ne?
00:26:54: Gut
00:26:55: so.
00:26:55: Okay, ein bisschen da
00:26:56: hinzu.
00:26:56: Geil.
00:26:59: Bist du ein bisschen in der Rolle des Vermittlers, würde ich sagen?
00:27:03: Ist das nicht eine undankbare Rolle?
00:27:06: Ja, absolut.
00:27:08: Wie gehst du damit um?
00:27:09: Keine Ahnung.
00:27:10: Ehrlich.
00:27:11: Momentan ist auch eine scheiß Zeit, gerade bei mir.
00:27:14: Weil ich unnormal unter Druck stehe.
00:27:17: Seit längerem eigentlich schon.
00:27:19: Weil es gibt ja so viele Themen irgendwie, wo ich reingehalten habe.
00:27:24: Auch öffentlich und...
00:27:26: Da mal ein Beispiel.
00:27:27: Ja, nach Ostkonflikt beispielsweise.
00:27:31: Oder
00:27:34: wie bewertest du die Debatte darüber in der deutschen Öffentlichkeit?
00:27:36: Das ist eine absolute Katastrophe.
00:27:39: Ich war ja ganz früh, als jetzt die Nummer am siebten Zehnten war, war ich ja dann irgendwie bei Talkshows.
00:27:46: Ohne Medienkompetenz bin ich da reingeraten.
00:27:49: Und hab versucht, den Leuten zu zeigen, hey, wir Palästinenser sind auch Menschen.
00:27:55: Wir sind nicht alles kaltblütige Kinderfresser.
00:27:59: Weißt du, ich mein?
00:28:00: So, das ist ja eine Entmenschung, die Stadt gefunden hat.
00:28:03: Und irgendwann hab ich aber verstanden, Abdul, du kannst noch so sehr den Leuten zeigen, ey, hier, komm mal, ne?
00:28:09: Wir sind auch Menschen, das bringt in Deutschland nichts.
00:28:12: So, als Palästinenser bist du so krank, krass, demonisiert, Alter.
00:28:17: Da habe ich dann irgendwann letztes Jahr im Sommer, glaube ich, weitert gesagt, ich bin raus.
00:28:21: Macht eure Scheiße in Deutschland alleine.
00:28:23: So, ich verstehe auch, dass das eine undankbare und schwierige Position ist für Deutschland, irgendwas zu formulieren.
00:28:28: Aber ich will da nicht mehr, also ich habe auch immer von einem wir gesprochen und ich sehe mich immer mit im Boot und verantwortlich, dieses Land irgendwie zu bewegen.
00:28:36: Aber alter, nee, so mittlerweile bin ich daraus.
00:28:40: Es ist so undankbar, auch wenn man irgendwie... mit Beispiel, also bei diesem Thema irgendwie sich äußert oder sonst was.
00:28:48: Ich versuche jetzt nur noch irgendwie Menschen über Organisation zu helfen, über Spenden zu helfen, Spenden auch irgendwie, ja, meine Community dahin zu lenken irgendwo.
00:29:01: Aber ja, das war auf jeden Fall ein Beispiel irgendwie dafür, dass es mir mit dieser Vermittlerrolle sehr schlecht geht.
00:29:08: So als Mensch ist es nicht einfach, Alter, so multiperspektivisch irgendwie zu agieren.
00:29:14: Ja, viel Hass
00:29:14: ab.
00:29:15: Ja klar, natürlich.
00:29:17: Von rechtsradikalen sowieso.
00:29:19: Damit komme ich auch klar, auch mit Morddrohungen und so ein Scheiß, weil ich mir so denke, ja natürlich, Herr Abtabot mich irgendwie abzustechen oder sonst was.
00:29:26: Aber irgendwie bin ich das ja mein Leben lang gewohnt von Faschos.
00:29:31: Ist ja klar, du hörst dir andauernd rassistische Kacke an und so, da habe ich ein dickes Bell.
00:29:35: Bei mir ist halt aber das Krass auch, dass sich von jeder politischen Landschafte, so auch Linke wollen mich auch zu ballern den ganzen Tag mit ihrem Standpunkt und dass die, weißte, wollen mir auch die Welt erklären und checken aber nicht, was die damit reproduzieren, Alter, weißte was ich meine?
00:29:49: Was kommt da?
00:29:50: Da kommt dann halt, dass die mir irgendwie erstmal erklären wollen, was vulgäre Sprache und gewalttätige Sprache ist und was weiß ich weit.
00:29:56: und ich denke mir, ja... Ich weiß, dass ein Anteil in dir mich als mündigen Menschen sieht, der zur Verantwortung gezogen werden muss, aber auch ein Anteil, den du nicht reflektierst, mein weißer Genosse, ist der Anteil der internalisierten Rassismus gerade reproduziert, Alter, weil du denkst, ich bin der Andertaler der den ganzen Tag gegen die Laterne, läuft den du erstmal die Charter Deutschlands erklären musst.
00:30:16: So.
00:30:17: Das ist halt genau diese Sensibilität, die ich mir wünschen würde bei Menschen, aber ich krieg's dann halt manchmal auch wirklich von jeder Ecke ab irgendwie.
00:30:25: Und irgendwo denke ich mir dann, Ich weiß nicht, ich glaube, ich gehe nicht gut damit um, aber irgendwo gehe ich trotzdem, habe ich einen Umgang damit und ein gutes Umfeld, was für mich da ist.
00:30:37: Weil es klappt ja irgendwie immer, weißt du was ich mein?
00:30:40: Aber irgendwo voll.
00:30:41: oft denke ich mir, oh ey, Digger, warum tust du dir das an, Abdul?
00:30:45: Warum machst du auf der Bühne nicht einfach irgendwelche Pimmelwitze, redest über Dating und so ein Scheiß?
00:30:50: Mache ich jetzt auch mehr, mach auch voll Bock.
00:30:53: Aber am Ende kommt dann trotzdem ein Seitenhieb gegen den Bundestag.
00:30:56: Das ist dann die Proorte so.
00:30:58: Aber ich könnte es viel leichter haben.
00:31:01: Manchmal denke ich, aber ich kann das nicht.
00:31:03: Ich kann nicht diesen Easy Weg gehen.
00:31:05: Es geht nicht.
00:31:06: Ich krieg es nicht hin.
00:31:07: Ich krieg es einfach nicht hin.
00:31:09: Diese Stadtbilddebatte, was du auch einen Tag zu gehabt auf Instagram habe ich gesehen, der mega abging.
00:31:17: Was macht das mit dir?
00:31:18: Denkst du so, what the fuck is going on?
00:31:20: Er chauffiert mich.
00:31:21: Kann ich mir den Mund fressen?
00:31:23: Das darfst du mir nicht übel nehmen.
00:31:24: Ich weiß auch nicht, ob ihr das schneiden müsst.
00:31:26: Aber Friedrich Merz ist ein Lupenreiner Rassist.
00:31:28: Sein Opa ist ein scheiß Nazi gewesen, der feiert seinen Opa auch still und heimlich.
00:31:33: So prove me wrong Fritsche, beweist es gegenteil, so.
00:31:36: jede Aussage, die man in der Öffentlichkeit in Bezug auf Friedrich Merz und sein Opa hört, sind eigentlich positiv.
00:31:42: Und der verhält sich auch am Ende als Kanzler Deutschlands dann auch nicht so, dass man sagt, oh nee, der ist jetzt irgendwie die Migration und Diversitäten der Gesellschaft wichtig.
00:31:51: Er ist ein abgefuckter Rassist einfach, der überrascht mich ja nicht mal mehr.
00:31:54: So, ich finde halt einfach das, was mich überrascht, Und was mich wütend macht, ist, dass die SPD das noch mitmacht, als Koalitionspartner.
00:32:03: So, da würde ich mir wirklich irgendwie eine mutige SPD-Hilfenstunde, ich weiß es nicht, lächerlich das zu verlangen heutzutage, was ist von der Partei übrig geblieben, aber das ist das, was mich wütend macht.
00:32:15: Dass hier ein Christdemokrat der Vergewaltigung in der Ehe nicht mal verbieten oder... unter Strafe stellen wollte, dass der jetzt nach, weiß ich nicht, zwanzig, fünf, zwanzig Jahren so ne Scheiße über, über, über Stadtbild und weiß ich, was er überrascht, mich doch nicht.
00:32:31: So.
00:32:32: Martin, nicht mehr wütend.
00:32:33: Was heißt nicht mehr wütend?
00:32:34: Klar, denke ich mir, halt deine Fresse, so, weißt du, was ich mein?
00:32:38: Aber ich denk mir, das ist doch kein Wunder.
00:32:40: Was erwartest du, wenn so ne Alice Weidel Gott bewahre, Kanzlerin wird?
00:32:43: Was erwartest du dann?
00:32:45: Erwartest du dann, dass die auf einmal, weiß ich nicht.
00:32:50: sich denkt, oh mein Gott, ich will doch so eine Pride-Fahne jetzt mitnehmen und mein Sieg damit feiern und vielleicht sind wir da ein bisschen, da wird nur Scheiße passieren.
00:33:00: Da hätte ich dir auch Profit zeigen können, der hat ja auch gefallen sogar daran so zu polarisieren.
00:33:04: Der hat da richtig Spaß dran, weil er denkt, es geht ja auch nicht mal darum, dass er die AfD irgendwie entkräfte.
00:33:10: Glaubt mir, ganz tief im Inneren hat er so viel mehr Verbindungen mit der AfD als sein Koalitionspartner SPD.
00:33:18: Boah, das ist jetzt hart gewesen.
00:33:20: Aber was wollt ihr dagegen tun?
00:33:22: Das ist meine Meinung.
00:33:23: Was würdest
00:33:23: du dir wünschen von Merz?
00:33:25: Dass er zurücktritt, dieser Lügner.
00:33:30: So.
00:33:30: Und ich würde mir wünschen, dass alle anderen in der parlamentarischen Bubble endlich irgendwie mutiger werden und nicht die ganze Zeit der AfD die Themen nachtragen.
00:33:41: Wir brauchen gar keine AfD, die Politik der AfD wird gerade durchgesetzt.
00:33:44: So.
00:33:45: Wir verschwenden so viele Millionen Euro mit irgendwelchen Pseudo-, symbolpolitischen Grenzkontrollen und was weiß ich was.
00:33:51: Und irgendwelchen Entscheidungen, die am Ende eh wieder gekippt werden von einem Gericht, weil es zum Glück noch geht.
00:33:56: Noch ist es demokratisch, weißt du, ich mein.
00:33:59: Aber ich erwarte, dass der Penner zurücktritt, so der Blackrock-Kanzler.
00:34:03: Der hat einfach ein Jet-Alter, weißt du, ich mein.
00:34:06: Die Entscheidung, die dieser Mann trifft, die können doch gar nicht für die Bürger sein.
00:34:10: Bürger in dieser Gesellschaft.
00:34:12: So, ich hab eh ein ganz anderes Bild auch von Demokratie.
00:34:15: Ich find jeder, der Parlamentarismus was reißen möchte, darf keine Firmen besitzen, kein Jet, gar nix.
00:34:22: Bleib beim Volk, damit du fürs Volk entscheiden kannst, aber ich bin ein bisschen philosophisch altertümlich unterwegs, wenn du so möchtest.
00:34:29: Aber ja, so ein Fritsch, der muss zurücktreten beziehungsweise muss eine Koalition platzen oder sonst der Geier, warte.
00:34:36: So.
00:34:37: Ist viel, ne?
00:34:38: Viel.
00:34:41: Wie gehst du damit um?
00:34:41: Hast du Ventil?
00:34:43: Hast du Menschen mit denen du darüber reden kannst, dass es so viel ist, dass du irgendwie kann und dich öffnen kannst, dich verletzlich zeigen kannst?
00:34:50: Fällt dir das leicht, oder?
00:34:51: Ich hab mein Inner Circle, ich hab meine Freunde, mit denen ich über alles reden kann zum Glück.
00:34:56: Ich hab auch meine Familie irgendwo hinter mir die ganze Zeit.
00:34:59: Und wenn ich das nicht hätte, könnte ich das glaube ich alles gar nicht.
00:35:03: Aber so ein Ausgleichsventil... Fußball gucken, so standard, ansonsten.
00:35:11: Der Klassiker.
00:35:11: Ja, der Klassiker, im wahrsten Sinne des Wortes.
00:35:13: Was ist denn Scheike, oder was?
00:35:14: Auf gar keinen Fall.
00:35:17: Ich liebe Fußball generell, ich bin FC Barcelona Fan, ich bin aber natürlich auch MSV Duisburg Fan, ist unser Club im Revier, alter.
00:35:25: Lief eigentlich auch noch gut, wir waren erstab bis vor kurzem.
00:35:28: Wo, in welcher Liga?
00:35:29: Der dritten?
00:35:29: Okay.
00:35:30: Aber man fängt immer klein an, okay?
00:35:31: Man kämpft sich zurück, genauso wie ich.
00:35:33: Wir haben ja auch zurückgekämpft und halt Spaß.
00:35:36: Das ist, ähm, ja.
00:35:37: Fühlt
00:35:37: sich das immer für dich an wie ein ständiger Kampf?
00:35:40: Ja, klar.
00:35:41: Natürlich.
00:35:41: Und
00:35:41: was lässt dich dann weiterkämpfen?
00:35:44: Der Überlebensfälle, du willst ja leben.
00:35:45: Also da bin ich sehr stark drin, im Überleben.
00:35:49: Also ich bin damit aufgezogen worden, mit auch den Erzählungen und Erfahrungen meiner Eltern.
00:35:54: Und da merkst du schon von klein auf, boah, es war sehr oft sehr knapp, wenn es um Leben geht, Existenz geht, etc.
00:36:01: Und alles ist dann demnach für dich auch ein Kampf.
00:36:04: So, und diesen Spirit habe ich bis heute in mir.
00:36:06: Ich such auch immer den Kampf.
00:36:08: Im mittlerweile hat sich das geändert, weil ich meiner Meinung nach den richtigen Kampf oder die richtigen Kämpfe suche.
00:36:14: Und früher war das halt einfach, ja, eine Wilke, weißt du, wenn mich jemand falsch anguckt hat, habe ich da einen Kampf gesucht, vielleicht?
00:36:20: Oder wenn es irgendwie Stress unter Freunden gab oder sonst was, hast du da die Kämpfe ausgetragen oder hast du nicht gesehen?
00:36:25: Und mittlerweile sind das so Kämpfe... Ja, so ein Fritscher mehr zu sagen, was für ein Panadays, ne?
00:36:31: Aber hast du manchmal so Momente, wo du sagst, ich will nicht mehr kämpfen?
00:36:35: Also wenn du sagst, du machst jetzt immer mehr auch Pimmelwitze.
00:36:39: Es ist ja auch eine Flucht von politischer... vom politischen Aktivismus.
00:36:44: Ja, weil das kann ja auch nicht, das ist, da müssen wir mal ganz kurz darüber reden.
00:36:48: Es kann ja auch nicht gesund sein.
00:36:49: Das merke ich immer wieder.
00:36:50: Die ganze Zeit so krass verstrickt zu sein in so, es passiert ja jeden Tage irgendeine Scheiße.
00:36:55: Auch diese Stadtbildkacke.
00:36:56: Vielleicht ist das jetzt auch irgendwie so eine, so ein Abstand, wo ich mir denke, ja klar von Fritsche da sowas kommt, weil wir das jetzt hatten, das Beispiel.
00:37:03: Aber es ist, da ist was ich auf jeden Fall merke, es ist nicht gesund.
00:37:06: Die ganze Zeit so tief drin zu sein, aber auf der anderen Seite, zieht es mich doch wieder, wenn ich versuche Abstand zu gewinnen, zurück, weil ich so das Gefühl habe, boah, digga, du darfst die Leute, die abgehängt sind, nicht im Stich lassen.
00:37:19: So, ich habe früher zum Beispiel, habe ich mit Comedians reingezogen, als ich noch lange kein Stand-up-Comedian war und dachte mir immer, ey, wobei dir läuft so geil und du hast so eine Reichweite, habe ich früher immer gedacht, oh wow, Reichweite, warum machst du nicht das und jenes?
00:37:36: So, und ich versuche jetzt so gut, ich kann Auch wenn ich das in meine Kunst einbette, dieser jemand zu sein, den ich damals gesucht habe.
00:37:44: Und ich bin nicht alleine damit.
00:37:45: Es gibt auch viele, die mittlerweile, sag ich mal, satirischer unterwegs sind, um das richtig zu formulieren.
00:37:52: Auch vor allem jetzt in der Zeit von Social Media platzt es ja wirklich aus allen Nähten, dass Leute sowas im Kontext setzen, humoristisch.
00:37:59: Da bin ich ja um Himmels willen, nicht der Pionier gewesen.
00:38:03: Aber das reiht sich halt ein, dass es dafür jetzt auch irgendwie, sag ich mal, Anklang gibt.
00:38:10: in der Hinsicht so, aber ja, es ist halt immer ein Hin und Her, man.
00:38:13: Es ist immer ein Hin und Her, ich merke es oft zu viel und ein Ventil habe ich jetzt nicht auf Anhieb immer, aber ich versuche halt einfach irgendwie momentan so ein bisschen zu gucken, dass sich die Sachen auf eine Bühne austragen, weil damit komme ich zum Beispiel zu Recht, dass man eher Unterhaltung... schafft und die Themen trotzdem bespricht, aber so diese bitterböse Satire wird, wenn ich so steile Takes mache und auch so Untergöllen linie, das mache ich auch gerne, weil ich finde, die verdient sich da, wenn die so eine Scheiße labern im Bundestag.
00:38:44: Da ist halt auch anstrengend, Alter.
00:38:46: Ist ja auch nicht schön immer, weißt du?
00:38:47: Zu sagen, dass Fritscher aussieht wie so eine komische Kartoffel mit Schama auf dem Schädel.
00:38:52: Ist halt auch anstrengend, weißt du?
00:38:54: So ist ja nicht schön Anzeigen zu kassieren und das ist ja nicht geil immer.
00:38:59: Anzeigen?
00:39:00: Ja, sehr.
00:39:00: Ja, man kriegt halt alles Mögliche Kriegse, Morddrohung, was du willst.
00:39:04: So, ich habe eine gute Agentur, die schirm immer gut alles von mir ab so.
00:39:08: Aber klar kriegst du viel, wenn du so rumschießt den ganzen Tag.
00:39:12: Da
00:39:12: reden wir gleich noch in dem Bonus-Zeit über, wie du Humor einsetzt für die Themen.
00:39:18: Bevor wir jetzt zum Schluss kommen, lass uns noch kurz unser kleines Spiel spielen.
00:39:21: Ich lese dir ein paar Sätze vor, die sind unvollständig.
00:39:24: Und du... Darfst du die Vorvorstellungen, wenn du Lust hast, in Kürze oder auch länger, wenn dir was wichtig ist, dann kannst du das auch mitteilen.
00:39:33: Ich fange an, okay?
00:39:33: Bist du bereit?
00:39:36: Ein echter Mann.
00:39:38: Er ist ehrlich zu sich selber und zu seinem Umfeld, um mit Menschen.
00:39:43: Ja.
00:39:43: Die wichtigsten Männerfiguren meiner Jugend.
00:39:47: Ja, ich werde ehrlich sein, weil das der Punkt davor war.
00:39:53: Rambo, Mohamed Ali, Otto von Bismarck.
00:40:03: Was ist mit Otto vom Bismarck?
00:40:04: Ich mag Otto vom Bismarck, Mann.
00:40:05: Okay, erklär mal.
00:40:06: Ich weiß nicht, ich hab im Geschichtsunterricht, ich liebe ja Geschichte.
00:40:10: Ja.
00:40:10: Und im Geschichtsunterricht, als ich das erste Mal von Otto vom Bismarck gehört hab, ja, irgendwas war damit.
00:40:15: Seiner Picklaube und so weiter, das ist ein Macher.
00:40:18: Der Otto ist ein Macher.
00:40:19: Ich hab auch den positiven Seiten von diesen richtigen Spinner gesehen.
00:40:22: Weißt du, vierzig Jahre Frieden in Europa, das ist wie Macher.
00:40:25: Das ist einfach eine Ein-Mann-Nato gewesen, der Bruder, weißt du.
00:40:29: Das ist aber auch ein Running-Gag in der Community bei mir.
00:40:32: Diese Liebe zur Otto von Bismarck.
00:40:34: Aber ich würde schon sagen, ihr werdet auch gerne so ein Otto, Alter.
00:40:38: Bin ich auch manchmal.
00:40:39: Ja.
00:40:40: Wann?
00:40:40: Ja, auf der Bühne.
00:40:42: Ist ein Otto.
00:40:42: Das ist ein richtiger Otto, Alter.
00:40:45: Geil.
00:40:46: Vorbilder sind für mich heute.
00:40:50: Schwierig, ne?
00:40:51: Schwierige Frage.
00:40:53: Ich habe auch keine Antwort drauf.
00:40:56: Ja, das ist jetzt... Friedrich
00:40:57: Merz ist nicht, das können wir schon mal ausschlagen.
00:40:59: Friedrich Merz ist ein Mahnmal für alle Männer, Alter.
00:41:01: Wirklich, oder?
00:41:04: Also werdet nicht für Friedrich Merz, Alter.
00:41:07: Vorbilder heutzutage.
00:41:09: Albt viele Leute aus meinem Umfeld, viele Männer aus meinem privaten Umfeld.
00:41:12: So Leute, die wirklich im Leben was an Scheiße gefressen haben und sich trotzdem entschieden haben, keine Arschlöcher zu werden.
00:41:20: Obwohl die auch andere Wege hätten einschlagen können.
00:41:22: Das sind, glaube ich, die Vorbilder.
00:41:23: Also Freunde von mir.
00:41:26: Mein Papa, mein Opa, mein Opa auch Überlebenskünstler, so.
00:41:31: Ich habe das in meinem Gen von denen, glaube ich, dieser Überlebensville.
00:41:37: Meine Mama aber auch.
00:41:38: Meine Mama ist auch ein Riesenvorbild.
00:41:39: Ich will das gar nicht so irgendwie homogenen betrachten, dass das jetzt ein Mann sein muss auch.
00:41:44: Weil meine Mutter hat mir so viel beigebracht in Bezug auf Männlichkeit.
00:41:47: Zum Beispiel Sachen, also Fehler, die jetzt jemand gemacht hat oder Menschen gemacht haben, die meine Mama verletzt haben.
00:41:56: Da hat sie mir erzählt immer.
00:41:57: Und hat mich damit geprägt, weil ich mir immer dachte, ich will nicht eine Frau verletzen, wie meine Mutter verletzt wurde zum Beispiel, ob das von ihrem Vater war, Mann oder sonst der Geier war.
00:42:07: Und das hat mich auch geprägt.
00:42:09: So.
00:42:10: Deswegen muss ich auch mal mal nennen.
00:42:14: Von meinem Vater hätte ich gerne gelernt.
00:42:18: Boah, Vater, das ist schwierig manchmal, ne?
00:42:20: Mit uns.
00:42:20: Weißt du doch.
00:42:22: Ja, ich weiß nicht.
00:42:23: Ich hätte schon gern von denen irgendwie ein bisschen mehr... mehr, mehr offenes Herz gehabt.
00:42:29: So, das war immer ganz schwierig über Gefühle oder so ein Scheiß zu reden mit meinem Vater, was dafür gesorgt hat, dass ich generell manchmal isoliert bin mit Emotionen und Gefühlen und mir immer nur sehr spät eingestehen kann, wenn ich irgendwie gerade emotional gefickt bin gerade oder so ein Scheiß, das habe ich auf jeden Fall mit meinem Vater zu verdanken.
00:42:52: Aber er erliegt ja auch nur seiner Sozialisierung und Erziehung, also deswegen will ich auch nicht so hart zu dem sein.
00:42:57: Aber ja, ich glaube, mittlerweile ist das alles auch ein bisschen anders.
00:43:02: So ein paar Fortschritte haben wir schon.
00:43:03: Wie meinst du?
00:43:04: Ja, ich kann mit dem über mehr Sachen reden, wie früher halt, ne?
00:43:07: Ist
00:43:07: das dein Verdienst?
00:43:09: Ich würde das gar nicht sagen, dass das mein Verdienst ist oder sein Verdienst.
00:43:12: Ich mein, Leben ist keine Einbahnstraße.
00:43:17: Und klar, wenn ich da den einen oder anderen Schritt auf ihn zugehe, muss er immer noch empfänglich dafür sein.
00:43:23: Und deswegen würde ich gar nicht sagen, ist jetzt mein Verdienst oder seiner.
00:43:26: Der musste auch, in die wir seinen Sicht über seinen Schatten springen.
00:43:29: Er hat euch zusammen entwickelt.
00:43:30: Ich glaub schon, ja.
00:43:32: Auf jeden Fall.
00:43:33: Da passt die nächste Frage ganz gut.
00:43:34: Angst macht mir.
00:43:36: Die Zukunft ein bisschen.
00:43:39: Die Zukunft macht mir ein bisschen Angst.
00:43:44: Was konkret?
00:43:45: Vieles, man.
00:43:46: Ich weiß nicht, wohin wir uns entwickeln.
00:43:48: Ich hab so das Gefühl, so weiß er, es gibt so Menschen, die leiden unter dem Weltschmerz, der besteht.
00:43:54: Weißt du, was ich mein?
00:43:55: Ob das jetzt die Kriege Völkermorde, Hungersnöte sind, die man mitbekommt, wovon ich teils betroffen bin aktiv, weil ich hab da Familie, das ist nochmal eine andere Beziehung zu so einer Scheiße, die gerade auf der Welt passiert, aber auch Sachen, die mich nicht direkt betreffen wie Völkermord und eine Hungersnot im Sudan, wo meine Empathie dann kommt oder oder oder die ganzen Kriege, die gerade auch in Europa entfacht sind und wie Politik damit umgeht und auch in unserer Gesellschaft junge Männer, die wir verlieren, weil wir vielleicht nicht Geduld, geduldig genug sind.
00:44:29: Und weiß ich nicht, das sind so Sachen, die machen mir ein bisschen Angst.
00:44:33: So, so Entwicklungen, die ich beobachte, machen mir ein bisschen Angst.
00:44:37: Aber ich habe auch Hoffnung.
00:44:38: Weil wir sitzen gerade hier und reden darüber und noch geht das.
00:44:41: Heiße?
00:44:42: Und das geht mir aber auch wiederum Hoffnung.
00:44:46: Liebendig fühle ich mich.
00:44:48: Wann habe ich mich da alle Zimmer richtig lebendig gefühlt, ja.
00:44:51: Also ich von der Sauna rausgegangen bin und ins Eisbetten reingedrampen, Alter.
00:44:55: Da habe ich mich richtig lebendig gefühlt.
00:44:58: Das war so eine Verifizierung, dafür, dass ich auf jeden Fall noch Puls habe.
00:45:02: Brauchst du das mal?
00:45:03: Ja, ja, das ist ein Ausgleichsventil, was eigentlich gut funktioniert.
00:45:06: Sauna.
00:45:08: Ich hätte gern schon früher verstanden,
00:45:11: dass man das Männlichkeitsrollenbild selbst verändern kann und definieren kann und dass man auch mit allen Mitteln gegen schlechte Vorbilder kämpft, beispielsweise.
00:45:32: Ja.
00:45:34: Ich wünschte mehr Männer.
00:45:37: Ich wünschte mehr Männer, würde einfach die Fresse halten.
00:45:40: Ich inklusive Alter, weißt du?
00:45:42: Wir sitzen hier im Podcast.
00:45:43: Wir haben nur einen eigenen Podcast.
00:45:44: Wir haben alle im Podcast-Tiger heutzutage, weißt du?
00:45:47: In manchen Phasen denke ich mir, die Männer sollten ein bisschen mehr die Fresse halten.
00:45:51: Und in anderen Bereichen vielleicht öfter mal die Fresse aufmachen, weißt du, ich meine, es ist ja... Aber ja, Männer aus ein bisschen mehr zu sich stehen.
00:45:59: Die Sachen auch eingestehen vielleicht auch.
00:46:01: Das sollten Männer auch mehr machen.
00:46:03: Na und auch ehrlich, hat so irgendein Defiziten sein, Mann, Alter.
00:46:06: So.
00:46:07: Da finde ich, sind wir auch in vielerlei Hinsicht.
00:46:09: Ich hasse, wie gesagt, performative Scheiße.
00:46:11: Ich mag das gar nicht.
00:46:13: So, und ich finde, damit ist auch niemanden geholfen längerfristig.
00:46:17: Deswegen so.
00:46:18: Ehrlich, hat so sich selber sein auch, bisschen öfter mal die Fresse halten, es reflektieren und so.
00:46:22: Das übliche, weißt du, wie das ist.
00:46:24: Standard.
00:46:25: Ähm,
00:46:26: danke, dass du dich auf dieses Gespräch eingelassen hast.
00:46:28: Klar.
00:46:28: Ähm,
00:46:29: ich bin so ein bisschen... Ich weiß gerade gar nicht.
00:46:33: Was ich sagen soll, ich hab natürlich Erwartungen an das Gespräch gehabt, aber die, ähm, krass, äh, ja, ich bin ein bisschen sprachlos.
00:46:42: Danke für deine Offenheit.
00:46:44: Ja, das war auch so ein ADHS-Blitzlicht, glaub ich, ein bisschen, ne?
00:46:47: Haste?
00:46:48: Ich weiß es nicht.
00:46:49: Bestimmt.
00:46:50: Ich lass mich nicht diagnostizieren.
00:46:52: Auch selbstdiagnose?
00:46:53: Ja, nee, ich hasse das voll.
00:46:54: Selbstdiagnose, hör auf.
00:46:56: Am besten packe ich da nur in meine Insta-Bio rein, weißt du, ich mein, Alter, so, ja.
00:47:00: Mit meiner Schuhgröße auch noch, weißt du?
00:47:02: Was heißt das für eine Schuhgröße?
00:47:03: Die
00:47:03: befindet sich an halt.
00:47:04: What?
00:47:05: Ja, okay.
00:47:07: Wenn euch der Podcast gefällt, dann freue ich mich, wenn ihr dem Instagram-Kanal folgt.
00:47:11: Männerweiden heimlich unterstrich Podcast.
00:47:13: Ich schaffe nicht auf alles zu antworten, aber ich lese alles und ich freue mich, wenn die Themen, die wir aber arbeiten, Gehör finden.
00:47:20: Zumindest in dieser Form war es jetzt auch erstmal das letzte Gespräch.
00:47:23: Ich glaube, ich habe jetzt also nichts gegen dich.
00:47:25: Das war ein sehr... Gutes Gespräch, aber ich habe jetzt vielleicht erst mal nur mit Männern genug gesprochen.
00:47:30: Ja,
00:47:32: zwanzig Folgen, ne, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, Eine Sache, die auch klar wurde, ist, dass Humor ein mächtiges Wehrzeug ist, um in Kritik mit Sachen an Männern voranzukommen.
00:48:01: Unter anderem deswegen habe ich dich hier eingeladen, um da mal ein bisschen darüber zu erzählen, das machen wir im Bonus-Teil.
00:48:06: Den hört ihr wie immer am Sonntag in der Polymore-App.
00:48:10: Vielen Dank an Polymore für die Möglichkeit, dass ich hier so vielen spannenden Männern begegnen durfte.
00:48:14: Das haben wirklich Spaß gemacht.
00:48:16: Und das war es erstmal an dieser Stelle.
00:48:17: Ciao!
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